Österreich-Ungarn trifft Rheinhessen

 

Der „Hahnenhof“ am Frauenlobplatz in der Mainzer Neustadt – ein liebenswerter Geheimtipp 

 

Von Michael Bonewitz

 

Das alteingesessene Weinhaus Hahnenhof ist eingebettet in ein typisches Neustadthaus mit Klinkerfassade und Gitterfenstern. Der Innenraum wirkt klassisch: Gefliester Boden, dunkles Holz an Decken und Wänden, massive Holztische, schmiedeeiserner Zierrat, kunstvoll geschnitzte Holzstühle. Der erste Eindruck: rustikal, urig und gemütlich. Beim Blick auf das ein oder andere Regal entdeckt der Kenner so manch edle Weinflasche.

 

Der Wirt

In der Mainzer Gastronomieszene ist Tibor Jakus kein Unbekannter: Viele Jahre hat er das Altstadtcafé betrieben, er wirkte schon in der Taberna Academica auf dem Uni-Campus oder im Bassenheimer Hof neben Michael Müller. Der gelernte Restaurantfachmann hat in München die Hotelberufsfachschule besucht und im Januar 2008 als Pächter den „Hahnenhof“ übernommen.

 

Der Koch

Der gebürtige Mainzer Tibor Jakus, mit – väterlicherseits – ungarischen Wurzeln, hat sich einen österreichischen Küchenchef an Land gezogen: Ein Ritter dritten Grades, aber auch ein Koch erster Güte, der mit hoch aufgerichteter Mütze in seiner Küche steht. Eugen von Heider arbeitete schon in den besten Alpenhotels und war Maître in der Alten Patrone. Man ahnt, dass in seiner Küche mehr als nur ein Hähnchen trefflich zubereitet werden kann.

 

Das Konzept

Frische Produkte, gute Qualität, faire Preise. Es gibt sie noch, die gutbürgerlichen Restaurants, die ihre Suppen noch selber machen, die Knochen einkochen und daraus leckere Saucen zaubern. Das Geflügel kommt von ausgewählten Höfen, die Wurst von Metzgern mit eigener Schlachtung und das Wild aus heimischer Jagd.

 

Die Speisekarte

In der Küche trifft Österreich-Ungarn auf Rheinhessen: Neben Spundekäs mit Brezeln (5,90) und Handkäs mit Musik (6,90) entdeckt man eine Paté von der Gänseleber mit Gelee von der Rieling Auslese, Zwiebelkonfit und hausgebackenem Brioche (11,50). Spätestens bei den Hauptspeisen kommt man zu dem Schluss, „hier muss ich noch mal hin“. Ein halbes Kräuterhendl vom Grill (12,90 Euro), bei dem der Koch die Kräuter vorab in die Haut einmassiert hat, das ausgelöste Wiener Backhendl (16,50 Euro), wie es nur ein Österreicher hinbekommt. Der Clou: Ein ungarisches Paprikahuhn mit handgeschabten Nockerln (16,50 Euro), eine Art ungarisches Gulasch auf Geflügelbasis.

 

Der Wein

Kein Geheimtipp ohne Haken. Denn der ursprüngliche Besitzer des Restaurants ist ein Rheingauer Winzer, der im „Hahnenhof“ ausschließlich Weine aus seinem eigenen Hause Barbeler Wilhelm zulässt. Jedem eingefleischten Rheinhessen wird das Herz bluten. Entschädigung gibt es bei den Flaschenweinen, hier durfte Tibor Jakus zumindest auf ausländische Tröpfchen ausweichen und hat so manches Schmuckstück im Keller: Aus Frankreich, Südafrika, Österreich und natürlich einige Überraschungen aus Ungarn. Gekrönt wird die Weinkarte mit einem Opus One aus Kalifornien oder einem italienischen Tignanello, sozusagen dem Ferrari unter den Roten.

 

Fazit

Gute Küche, die ihren Preis wert ist, lohnt sich, denn wer im „Hahnenhof“ einkehrt, bekommt definitiv mehr als der Name vermuten lässt. Und es gibt zahlreiche liebenswerte Kleinigkeiten am Rande zu erzählen, etwa die Lesebrillen, die man sich an der Theke ausleihen, die halben Portionen, die man bestellen kann. Nicht zu vergessen, die Desserts: Ein Marillenpalatschinken (5,90 Euro) – auch als Variation für Diabetiker erhältlich.

 

Info: Weinhaus und Restaurant „Hahnenhof“, Wallaustraße 18, 55118 Mainz, Telefon: 06131 2121150. Öffnungszeiten: Täglich ab 17 Uhr, samstags auch von 11:30 bis 15 Uhr, sonn- und feiertags ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet. Dienstags und mittwochs Ruhetag.

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