Mainz will mit seinem mittelalterlichen jüdischen Erbe auf die Liste der UNESCO und als Welterbe anerkannt werden, gemeinsam mit den Städten Worms und Speyer. In der vorliegenden Ausgabe wird der offizielle Antrag vorgestellt, zudem begeben sich die Autoren auf Spurensuche. Große Gelehrte, jahrhundertealte Traditionen, aber auch eine beispiellose Leidengeschichte prägten das jüdische Leben in allen drei Städten, die für das Judentum unter dem Namen SchUM-Gemeinden eine herausragende Stellung hatten.

 

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SchUM-Städte Mainz, Worms und Speyer auf dem Weg zum Welterbe

Die rheinland-pfälzischen SchUM-Städte haben auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe eine weitere große Hürde genommen: Nur 9 von 31 Anträgen haben es auf die neue nationale Vorschlagsliste geschafft; die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz sind dabei. Dies haben die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder auf ihrer Sitzung in Berlin beschlossen.

Die Städte Speyer, Worms und Mainz mit ihren jüdischen Zentren gelten als „Wiege der Gelehrsamkeit“ für das mittelalterliche Judentum und werden auch als „Jerusalem des Westens“ bezeichnet. Dort entstanden seit dem 11. Jahrhundert bedeutende Talmudhochschulen. Aus dem intensiven Austausch der nahe beieinander liegenden Städten wurden schließlich die SchUM-Gemeinden. Das Wort SchUM ist eine Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen, auf das Latein zurückgehenden hebräischen Namen: Sch für Schpira (Speyer), U für Warmaisa (Worms) und M für Magenza (Mainz).

„Für Rheinland-Pfalz sind das großartige Nachrichten: Die Kultusministerkonferenz hat mit der heutigen Entscheidung die große Bedeutung der SchUM-Städte für die Entwicklung des gesamten europäischen Judentums unterstrichen und rechnet ihnen sehr gute Chancen auf den Welterbe-Titel aus. Allen Beteiligten, die mit ihrem Engagement zu der Nominierung beigetragen haben, möchte ich herzlich danken“, so Doris Ahnen, die ebenfalls an der Kultusministerkonferenz teilnahm.

„Das Land wird umgehend beginnen, in der gebotenen Sorgfalt und Qualität einen überzeugenden Antrag auszuarbeiten, der dann bei der UNESCO eingereicht wird“, so die Kulturministerin weiter. Rheinland-Pfalz setze dabei weiter auf die gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Kommunen und den Vertretern der jüdischen Gemeinden, mit denen das Land im Juni 2012 eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet und die Nominierung der SchUM-Städte vorbereitet hatte. An der Entwicklung des finalen Antrags für die UNESCO wird auch die Universität Trier maßgeblich beteiligt sein.

Die SchUM-Städte nehmen in der Reihenfolge der UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes Platz 5 ein, d.h. bis 2020 muss Rheinland-Pfalz nun für das Welterbekomitee einen umfangreichen Antrag erstellen. Über die endgültige Aufnahme in die Welterbeliste entscheidet die UNESCO voraussichtlich ein Jahr später.

„Es ist eine Chance, die wir nutzen sollten“, erklärte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck bereits in seiner Regierungserklärung von 2006 ausgegeben hat, „letztlich geht es auch darum, herauszustellen, welche Bedeutung die SchUM-Städte schon vor über 1000 Jahren hier in der Region, in ganz Deutschland, ja in Europa und darüber hinaus hatten.“

Um die Welterbe-Nominierung vorzubereiten, wurde 2012 im Erthaler Hof in Mainz eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet und zwar vom Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, der Kulturministerin Doris Ahnen, den Oberbürgermeistern der Städte Speyer, Worms und Mainz sowie den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Mainz, der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz und der Landesverband der jüdischen Gemeinde Rheinland-Pfalz.

Gemeinsam wollen die Kooperationspartner nun die Weltgeltung, die die SchUM-Gemeinden bereits im Mittelalter erlangten, durch den Welterbe-Antrag in Erinnerung behalten. Es geht dabei den Vertragspartnern unter anderem darum, materielle Zeugnisse wie auch besondere Sammlungen und ideelle Güter zu schützen und zu pflegen. Zu diesem Zweck wollen die Kooperationspartner einen Verein gründen, hier sollen künftige Aufgaben, die mit dem Welterbe-Antrag verbunden sind, koordiniert und umgesetzt werden. Verantwortlich sein wird der Verein unter anderem für die Erstellung der Bewerbungsunterlagen sowie für die Öffentlichkeitsarbeit und die touristische Erschließung der SchUM-Städte.

„Bis die SchUM-Städte endgültig als UNESCO-Welterbe anerkannt werden können, liegen noch einige Aufgaben vor uns“, erklärte Thomas Metz, General-Direktor der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. 

Rheinland-Pfalz verfügt über insgesamt vier von der UNESCO anerkannte Welterbestätten. Als erste Stätte auf rheinland-pfälzischem Boden hat das Welterbekomitee der UNESCO den Dom zu Speyer (1981) anerkannt, danach folgte die Stätte Römische Monumente, Dom und Liebfrauenkirche in Trier (1986). Jüngere Welterbestätten sind das Obere Mittelrheintal (2002) und der Obergermanisch-raetische Limes (2005) mit seinen ersten 75 km in Rheinland-Pfalz.