Weinbar Laurenz

Kultverdächtiges Weinlokal

„Laurenz“ überrascht mit liebevollem Konzept in der Mainzer Neustadt

 

Von Michael Bonewitz

 

Es war das herausragende Ereignis für die Mainzer Neustadt: Eine Weinbar, wie man sie allenfalls im Bermudadreieck rund um die Augustinerstraße vermuten könnte, eröffnete Anfang des Jahres in der Gartenfeldstraße 9, genau in den Räumen, wo einst das Restaurant „Von-Dü“ mit Vorliebe geschmolzene Käsevariationen präsentierte. Seit dem ersten Tag entpuppt sich die Weinbar „Laurenz“ als Publikumsrenner mit kleinen Gerichten und großen Weinen.

 

Die Gastronomen

Gleich drei Chefs waren nötig, um in der Neustadt ein kultverdächtiges Weinlokal aufzubauen. Und alle drei sind langjährig gastronomisch aktiv. Christoph Rombach, ehemaliger Geschäftsführer der „Oma Else“ in der Mainzer Altstadt, hatte einst den legendären Hafengarten betrieben, zusammen mit Andreas Schnura, der im Hauptberuf als Architekt wirkt und ein echter Bub der Neustadt ist. Schnura war zudem Nachbarsjunge von Marcus Paul Landenberger, der als Winzer das einzige Weingut in der Mainzer Innenstadt betreibt. Alle drei verbindet neben ihrer Freundschaft die Liebe zum Wein.

 

Das Ambiente

Nach drei Monaten Umbau entstand eine moderne „Wein“-fühloase der Marke Eigenbau. „Wir haben uns die Inneneinrichtung komplett selbst ausgedacht und auch alle Möbel per Hand gefertigt“, erzählt Andreas Schnura, dessen Frau Schreinermeisterin ist und beispielsweise aus Weinstöcken originelle Tische gezaubert hat. Geschickt nutzen sie die hohen Räume aus und stellen ein zentrales Element in den Mittelpunkt: die Weinflaschen. Trotz Neueinrichtung hat man als Gast unwillkürlich das Gefühl, das „Laurenz“ war hier schon immer untergebracht, im Eckhaus Gartenfeldstraße / Adam-Karrillon-Straße. Ein tolles Ambiente.

 

Die Weine

Keine Frage: Das Spannendste im „Laurenz“ sind die Weine. Nicht ganz überraschend entdeckt man die Crème de la Crème Rheinhessens – von Wittmann bis Wagner-Stempel, von Kühling-Gillot bis Battenfeld-Spanier. Aber auch die zweite, hochambitionierte Garde ist exklusiv vertreten mit teils überraschenden Tröpfchen, ein KabiNett vom Schätzel in Nierstein, ein Grauburgunder-Juwel von Juliane Eller aus Alsheim, eine Scheurebe von Katharina Wechsler aus Westhofen. Hier macht es Spaß, sich durch die Karte zu probieren – mit beachtlichen 30 offenen Weinen. Und wer mehr Zeit und Genuss mitbringt, der wagt sich auch mal an ein Großes Gewächs aus der Flasche, zu teils für die Gastronomie nahezu sensationellen Preisen. Alle Weine haben die drei Gastronomen in einer internen Blindverkostung selbst ausgewählt und sich weder von Namen, Etiketten oder Auszeichnungen ablenken lassen. Während die Weißweine ein kolossales Angebot widerspiegeln, wird bei den Roten noch nachgelegt. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Rheinhessen. Dazwischen hat sich eine kleine Perle aus Frankreich gemogelt, aus dem Terroir La Clape, das mitten im Weinanbaugebiet Languedoc-Roussillon liegt. Hier hat Andreas Schnura mal gearbeitet. Ein Wein, den man unbedingt probieren sollte.

 

Die Speisen

Große Weine auf der einen, kleine Speisen auf der anderen Seite. Die Auswahl ist in der Tat nicht allzu üppig, aber sehr clever und klug zusammengestellt. In der Küche wirkt Valentino, der schon im Hyatt und bei Dirk Maus lernen durfte. Er zaubert köstliche Speisen, regional saisonal und ganz ohne Convenience-Produkte. „Bei uns wird alles hausgemacht und da mussten wir auch schon mal 300 Perlzwiebeln schälen“, lacht Macus Landenberger.

Zum Appetitmachen: Frischer Marktsalat, Zitronen-Senf-Dressing, karamellisierter Ziegenfrischkäse (6,50 €), Graupen-Birnen-Risotto, Topinamburchips, rote Schmorzwiebeln, Rucola (6,50 €), Chorizo-Feigen Ravioli, Orangen-Safran Fenchel, Pecorinoschaum, sautierter Frühlingslauch (8,50 €), Gegrillter Sepia, Kartoffelstampf, geschmorter Spitzkohl, Paprikagremolata 8 €, Gegrillter Lammrücken, weißes Topinamburpüree, Letchogemüse, Aprikosenconfit, Lammjus (11 Euro). Wer großen Hunger hat, bekommt auch alle Speisen als doppelte Portion.

 

Fazit

Das „Laurenz“ ist nicht nur eine Bereicherung für die Neustadt, sondern ein Knüller für ganz Mainz. Drei leidenschaftliche Gastronomen holen wunderbare rheinhessische Weine in ein ausgefallenes Ambiente mit individuellem Design. Dazu eine kreative Küche mit kleinen Köstlichkeiten. Und im Keller haben sie sogar noch eine Vinothek untergebracht, mit wöchentlichen Weinproben, Jahrgangspräsentationen – auf Wunsch auch für geschlossene Gesellschaften buchbar. Kurzum: Ein ambitioniertes Konzept liebevoll umgesetzt. Reservierung ist dringend empfohlen.

 

Info: Laurenz, Gartenfeldstraße 9, 55118 Mainz. Tel.: 06131 2168660

Öffnungszeiten: Freitag und Samstag von 17 bis 2 Uhr, Sonntag bis Donnerstag von 17 bis 1 Uhr. Kein Ruhetag.