Weinhaus Schreiner

Gemütlich und köstlich im traditionsreichen Gasthaus

 

Weinhaus Schreiner – uriges Ambiente und ehrliche Hausmannskost

 

Von Michael Bonewitz

 

Als junger Koch hat Ulrich Assfalg Charly Chaplin kennen gelernt, er hat Menüs für Nobelpreisträger kreiert, für das schwedische Königshaus in der Küche gezaubert, auf Jamaika amerikanische Touristen verköstigt und in Berlin – natürlich in einem Gastro-Tempel – seine Frau Heike kennengelernt. Vor über 20 Jahren war dann der richtige Zeitpunkt gekommen: die Geburt seiner Tochter und sein erstes eigenes Lokal. Seitdem wirkt der weltgereiste Küchenchef im Weinhaus Schreiner und fühlt sich als gebürtiger Stuttgarter pudelwohl in Mainz am Rhein.

 

Das Ambiente

Irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben zu sein im Weinhaus Schreiner. Die Heizung ist holzverschalt, die Wirtshausbestuhlung so alt wie Carl Zuckmayers „Fröhlicher Weinberg“. Am Nachbartisch trinkt ein gut situierter Herr seinen Schoppen. Im Hintergrund tagt ein Winzerstammtisch. Drei Studenten dippen sich durch einen Spundekäs. Es ist herrlich rustikal. So sehen gemütliche Wirtshäuser aus.

 

Der Wirt

Ulrich Assfalg, Jahrgang 1958, hat in der Böblinger Kongresshalle Koch gelernt und seine Lehr- und Wanderjahre in vollen Zügen genossen: „Das ist ja das Tolle an unserem Beruf, dass wir auf der ganzen Welt arbeiten können.“ Er war im Hilton in Rotterdam und im Grand Hotel in Stockholm, dort hat er unter anderem für das Nobelpreiskomitee gekocht. Er war bei Otto Koch in München, im Berliner Steigenberger, in Paris und auf Jamaika. Als Küchengeselle in der Schweiz war eines Tages Charly Chaplin sein Gast: „Das war wenige Monate vor seinem Tod. Ein bewegender Moment, er war ja eine Legende.“

 

Die Historie

Von der weiten Welt ins Weinhaus Schreiner. „Als ich Küchenchef im Schwarzen Bock in Wiesbaden wurde, zog ich nach Mainz.“ Eines Tages rief ein Unternehmensberater an und legte ihm das traditionsreiche Gasthaus in der Rheinstraße ans Herz, nur einen Steinwurf vom Fischtorplatz entfernt. An die Namensgeber erinnert ein historisches Holzfass aus dem Jahre 1842. Philipp Schreiner war Küfer, der später einen Weinhandel betrieb und schließlich das Gasthaus eröffnete. Vor rund zwanzig Jahren kaufte das Rheingauer Weingut Dr. Gietz aus Geisenheim den gesamten Besitz und verpachtet es seitdem.

 

Die Küche

„Ich koche das, was ich selbst gerne mag“, umschreibt Ulrich Assfalg sein kulinarisches Konzept. Und das schmeckt. Sein Angebot ist saisonal ausgerichtet und die Speisekarte wird wöchentlich angepasst: Gebratener Ziegenkäse mit Honig an Salat (8,90), Kartoffelstrudel mit Feldsalat (14,20), Tafelspitz auf Rahmwirsing und Bratkartoffeln mit frisch geriebenem Meerrettich (18,20) oder Pfälzer Saumagen mit Maronen gefüllt auf Rahmwirsing (16,80 Euro). Besonders beliebt sind die Mainzer Gerichte: Schreiners Dreierlei mit Handkäse, Spundekäse und Fleischwurst (10,80). Sehr köstlich: gebratene Blutwurst mit Zwiebeln in Senf gedünstet, dazu werden Bratkartoffeln im Eisenpfännchen serviert (12,80 Euro). Assfalg kocht frisch, macht die Soßen selbst und liebt die Hausmannskost. Im Sommer (mit Innenhof) bietet er auch leichtere Gerichte an.

 

Die Getränke

Assfalg hat sowohl eine reichhaltige und klug zusammengestellte Weinkarte, als auch viele Weine im offenen Ausschank. Sein Schwerpunkt liegt klar auf Rheinhessen und deutschen Weinanbaugebieten, angereichert mit durchaus empfehlenswerten Tropfen aus aller Welt. Neu im Angebot sind Craft Biere, etwa von Bosch Porter (3,20) bis zum Starkbier mit dem bezeichnenden Namen Propeller Nachtflug, ein Imperial Stout für 5,20 Euro und mit ordentlich Stoff unter der Haube.

 

Fazit

Das Weinhaus Schreiner steht in der Tradition klassischer Mainzer Wirtshäuser. Die Küche ist solide und ehrlich, die Portionen reichhaltig, die Gerichte mitunter heftig deftig, aber auch köstlich. Küchenmeister Assfalg überrascht gerne mal mit kleinen kulinarischen Ausflügen, je nach Saison und Marktangebot. Als Wahlmainzer hat ihn längst die Fastnacht in seinen Bann gezogen. Hin und wieder gibt es in der Kampagne Kneipenfastnachtssitzungen, wobei Eintrittskarten fast so schwer zu bekommen sind wie ein Sitzplatz in der Fernsehsitzung, und am Rosenmontag schlägt im Schreiners schon traditionell das Feldlager der Schwarzen Husaren auf.

 

Info: Weinhaus Schreiner, Rheinstraße 38, 55116 Mainz. Telefon: 06131 225720.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 17 bis 24 Uhr, Samstag von 11:30 bis 24 Uhr. Montags, sowie sonn- und feiertags Ruhetag. Abweichende Öffnungszeiten im August und im Dezember.